Geschichte

Aus der Hachener Geschichte
Mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Polen begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg, der bis zum Kriegsende 1945 über  55 Millionen Menschenleben forderte. Mehr als 26 Millionen Soldaten und über 29 Millionen Zivilisten verloren durch die Kriegshandlungen ihr Leben. Nicht gezählt sind die Menschen, die durch den Krieg teils schwerste Verletzungen davon trugen, an denen sie lebenslang zu leiden hatten oder auch noch nach Kriegsende verstarben.
In den ersten Kriegsjahren war das Sauerland zunächst nicht oder  kaum von unmittelbaren Kriegshandlungen betroffen. Hin und wieder hielt Fliegeralarm bei Bombenangriffen auf die Talsperren, vor allen Dingen wegen des bei einem Dammbruch drohenden Hochwassers, die Bevölkerung in Atem.
Mit dem Ruhrkessel rückte aber die Front auch in unsere Region vor.  Zwei gravierende Ereignisse der letzten Kriegstage sind hier besonders zu erwähnen:

Eine amerikanische Bombe tötet 11 Soldaten aus Litauen

Um die Niederlage aufzuhalten, hatte Hitler ab ca. 1943 ausländische Freiwilligenverbände in der Waffen-SS integriert. In dieser Phase und in diesem Zusammenhang war die den Nazis sonst so wichtige Rassenreinheit dann zweitrangig. Zeitweise dienten in der SS Soldaten aus 24 (!) Nationen. Auch in den baltischen Ländern waren "Freiwillige" unter dem Deckmantel der Arbeitsdienstpflicht einberufen worden.

Am Dienstag, dem 10. April 1945 machte eine Gruppe junger Soldaten, zu der auch Freiwillige aus Lettland und Litauen gehörten, auf einer Wiese an der Röhr eine Pause. Sie gehörten zu den Resten einer versprengten Panzergrenadier-Abteilung der Waffen SS.

Zur selben Zeit überflogen amerikanische Flugzeuge das Röhrtal. Sie flogen so niedrig, dass man die Piloten in ihren Kanzeln erkennen konnte. Drei Flugzeuge aus dieser Gruppe waren kurz zuvor über Hellefeld abgeschossen worden. Nun sollte Hachen das nächste Ziel ihres Angriffs sein.

Gerhard Wernze war zu der Zeit 10 Jahre. Er wohnte mit seiner Mutter und einem Bruder, sein Vater war im Krieg, an der Burgstraße auf dem Hof Coerschulte. Durch das Dröhnen der Motoren wurde er auf Tiefflieger aufmerksam, die durch das Röhrtal geflogen kamen. Schnell versteckte er sich bei einem Nachbarn hinter einer Tonne. Von dort beobachtete er, wie die Soldaten, die sich beim damaligen Gelände der Bäuerlichen Absatz- und Bezugsgenossenschaft (heute Hachener Straße Nr.22) niedergelassen hatten, mit Bomben und Maschinengewehren angegriffen wurden. Eine Bombe fiel mitten in die Gruppe Soldaten. Tote und Verletzte lagen auf der Wiese verstreut.

Neun junge Männer waren sofort tot, zwei starben an ihren schweren Verletzungen auf dem Weg ins Hüstener Lazarett.

Noch am gleichen Abend wurden Julius Sudintas, Anton Sevapinas, Klemens Kawalanskas, Johann Inosapadis, Georg Schnakies, Mazland Welischka, Franz Damtschus, Albert Gailas, Johann-Michael Rasminas, Viktor Rumbutis und Johann Gilus von Pastor Brechting im Beisein der überlebenden Kameraden auf dem Hachener Friedhof beerdigt.
Eine weitere Bombe zerstörte bei diesem Angriff das Haus Kückenhoff (an der Stelle steht heute der Röhrtaler Hof). "Die Detonation war so stark", berichtet Lucie Schröer, "dass von dem Luftdruck in Schmiers Haus die Kissen aus dem Fenster flogen."
Zwei Bomben schlugen in der Nähe ein und sprengten tiefe Krater, vor dem Haus Lehrer Schulte auf der Hauptstraße (damals Hindenburgstraße) und an der "Bleiche", nahe der Häuser Blöink und Severin.

Ein deutsches Flugzeug stürzt am 12.04.1945 auf den Hof Messler

Trotz zunächst heftigen Widerstands eroberten und besetzten die amerikanischen Truppen im April 1945 das Röhrtal. Obwohl deutsche Truppen noch die Röhrbrücke von Enkhausen nach Hachen sprengten,  wurde dann am 12. und 13.4.1945 auch Hachen eingenommen.
Am Abend des 12. April, gegen 22:00 Uhr, stürzte ein deutsches Versorgungsflugzeug vom Typ JU 52 direkt auf den Bauernhof der Familie Messler (jetzt Hippel) und ging sofort in Flammen auf. Auch der Hof wurde durch diesen Absturz sofort in Brand gesetzt.
Da sich die Familie in ihrem Luftschutzkeller in Sicherheit gebracht hatte, überlebte sie die heftige Explosion und den Brand. Die vierköpfige Besatzung der JU 52 kam bei dem Unglück ums Leben. Drei der vier Besatzungsmitglieder verbrannten in dem Flugzeug bis zur Unkenntlichkeit. Der vierte wurde in einiger Entfernung tot aufgefunden. Pfarrer Augustinus Brechting schreibt am 22. Juli 1945 in einem Brief an den Oberbürgermeister von Wanne-Eickel, dem Wohnsitz des vierten Besatzungsmitglieds:
"Am 12. April 1945, abends gegen 10 Uhr, stürzte hierselbst ein deutsches Flugzeug - es war wohl ein Versorgungsflugzeug - auf ein Bauernhaus, übergoss es mit Benzin, setzte das Haus ganz in Brand. In dem Flugzeug selber, das ganz ausbrannte, wurden drei deutsche Piloten gefunden. Die Leichen waren verkohlt, sodass eine Identifikation nicht möglich war. Auch die Ausweispapiere sind verbrannt. Etwa 400 m von der Unfallstelle entfernt fand man die Leiche eines deutschen Unteroffiziers, der durch ein Soldbuch als Kurt Schöne aus Wanne-Eickel ausgewiesen wurde. Er war am 12.4. hier abgesprungen und zu Tode gekommen. Die Amerikaner waren am 12.4. hier eingerückt. Als man mir den Tod des Unteroffiziers meldete, habe ich die Meldung nach Besichtigung der Leiche an den zuständigen amerikanischen Kommandanten weitergegeben. Dieser nahm die Papiere des Verunglückten an sich. Auf meine Frage, ob ich die Angehörigen benachrichtigen sollte, antwortete er, das machten sie. Auch für ein militärisches Begräbnis würden sie sorgen. Die Amerikaner rückten bald wieder weiter, und die Bestattung unterblieb, woraufhin wir den Toten auf unserem Friedhof in Hachen, nach Verständigung des Bürgermeisters und des neuen amerikanischen Kommandanten am 14. April kirchlich beigesetzt haben. Er ruht mit anderen in einem Massengrabe von 14 Toten."
Später stellte sich heraus, dass der vermeintliche Kurt Schöne noch lebte. Die Verwechselung entstand durch eine falsche Prägung der Erkennungsmarke. Bei dem Opfer handelt es sich um Erich Schramm aus dem Vogtland. Die weiteren Mitglieder der verunglückten Flugzeugbesatzung waren der Bordmechaniker Siegfried Heckmann aus Wuppertal, Bordfunker Otto Liebel aus Niederösterreich und der Pilot Joachim Weisse aus dem Schwarzwald.
Der Flugzeugabsturz forderte noch ein weiteres Todesopfer. Der Arbeiter Otto Gemeinhard aus Hachen hatte zuvor geholfen, auf Anraten der amerikanischen Soldaten, die Kühe nach draußen zu treiben. Als er um das Haus ging, wurde er durch Artilleriegeschosse tödlich verletzt. Seine Leiche, die noch auf dem Beton vor der Deelentür lag, verkohlte bei dem Flugzeugabsturz. Er wurde ebenfalls auf dem Hachener Friedhof neben den 11 Litauern und der Flugzeugbesatzung beigesetzt.
Mehr über die Hachener Geschichte während der Kriegsjahre erfahren Sie in unserem Buch "Dunkle Zeiten in Hachen".  Sie erhalten es im Blumengeschäft Danne oder bei Josef Ricke, Tel. 4315
Share by: